Seenotrettung

Seenotrettung – eine menschliche Pflicht?

Eine offizielle europäische Seenotrettungsmission gibt es nicht. Auch dieser Tatbestand hat die Fluchtroute über das zentrale Mittelmeer zur tödlichsten der Welt gemacht. Gleichzeitig werden die Crews privater Seenotrettungsorganisationen, die dieses staatliche Versagen kompensieren, mit strafrechtlicher Verfolgung bedroht.

Die Crew des Schiffes „Iuventa“ der NGO „Jugend rettet“ hat insgesamt 14.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Das Schiff wurde 2017 vom italienischen Staat beschlagnahmt.  Im Januar 2021 hat die Staatsanwaltschaft von Trapani nach fast fünf Jahren Ermittlungen Anklagen erhoben gegen insgesamt 16 Menschen, die auf verschiedenen Rettungsschiffen tätig waren und jetzt der Zusammenarbeit mit Schmugglern beschuldigt werden. Am 21.05.2022 beginnt in Trapani (Sizilien) das Vorverfahren gegen vier deutsche Crewmitglieder. Amnesty International fordert, alle Anklagen fallen zu lassen.

Videolink von Dariush Baigui: https://www.youtube.com/watch?v=m-gcCiaRZMo

Die Crew der „Iuventa“ bekam 2020 den Menschenrechtspreis von Amnesty International. Mit der Kampagne „Leben retten ist kein Verbrechen“ fordert Amnesty gemeinsam mit zahlreichen Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen, Feuerwehrleuten, Rettungsschwimmer*innen, dass Lebensrettung als menschliche Pflicht anerkannt wird und nicht als Verbrechen behandelt wird.

Wer sind die ‚El Hiblu 3‘ ?

„Als der Öltanker ‚El Hiblu‘ am 28. März 2019 in einem maltesischen Hafen anlegte, hatten die Besatzung und alle anderen Personen an Bord dramatische Stunden hinter sich. Der Tanker hatte zuvor mehr als 100 Schutzsuchende aus dem Mittelmeer gerettet. Doch die Besatzung versuchte die Geretteten – menschenrechtswidrig – nach Libyen zurückzubringen, wo ihnen Folter und Misshandlung drohten.

Panik brach aus, als den Schutzsuchenden klar wurde, dass sie zurück nach Libyen gebracht werden sollten. Mehrere Personen drohten aus Protest über Bord zu springen. Drei minderjährige Jugendliche aus Guinea und Cote d’Ivoire, die sich ebenfalls unter den Geretteten befanden, nahmen ihren Mut zusammen. Sie übersetzten und vermittelten zwischen den Schutzsuchenden und der Besatzung, um die Situation zu beruhigen. Der Kapitän entschied schließlich, den Frachter Richtung Malta zu navigieren.

Doch anstatt Anerkennung und Respekt für ihren Mut zu erhalten, müssen sich die drei Jugendlichen seitdem vor der maltesischen Justiz verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, Gewalt angewandt und das Schiff gar „entführt“ zu haben. Doch bis heute gibt es keine handfesten Beweise, die diese Vorwürfe untermauern.“  (Amnesty International, März 2021)

Amnesty fordert, dass alle Anklagen gegen die ‚El Hiblu 3‘ fallen gelassen werden.

Hier geht’s zur Aktion: https://www.amnesty.de/mitmachen/petition/anklagen-gegen-die-el-hiblu-3-fallen-lassen

12. Mai 2022